Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Wiesent bis zum Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg

    
 

Schon vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr gab es in Wiesent eine organisierte Löschmannschaft, die Pflichtfeuerwehr.

 

Die ältesten erhaltenen Schriften sind aus dem Jahre 1866.

In einem Schreiben an die Gemeinde Wiesent beschwert sich im Jahre 1866 die Thurn und Taxis’sche Rentkammer, daß bei Bränden immer die fürstliche Spritze statt der gemeindlichen benützt werde.

 

Am 14. Januar 1874 zeigte die Gemeinde Wiesent dem Bezirksamt Regensburg die Gründung einer Dorffeuerwehr an. Daraufhin antwortete der königliche Bezirksamtmann von Regensburg am 17. Januar 1874 in einem Schreiben an die Gemeindeverwaltung Wiesent. Darin zeigte sich der Bezirksamtsmann erfreut darüber, daß eine Dorffeuerwehr gegründet worden ist und wies noch auf einzelne Formsachen hin, die von der Gemeinde noch zu veranlassen sind. Auch von der Anschaffung einer neuen Feuerlöschmaschine ist die Rede.

 

Am 20. Juli 1874 kam erneut ein Schreiben vom Bezirksamt Regensburg, nachfolgend ein Auszug daraus:

Da der Versuch, eine Dorffeuerwehr zu gründen, missglückt ist, die damalige Einteilung der Ortsbewohner in Feuerrotten aber den distriktpolizeilichen Vorschriften über das Feuerlöschwesen nicht genügt, so erhält die Gemeinde den Auftrag: Ziffer 9 der bezirksamtlichen Verfügung vom 11. Oktober vorigen Jahres, unverzüglich in Vollzug zu setzen. Hierbei wird inbesondere darauf aufmerksam gemacht, daß nach Absatz II §8 sämtliche männliche Ortsbewohner, sofern nicht Beruf, Alter und Gebrechlichkeit Ausnahmen zulassen, den Feuerrotten zuzuweisen sind.

Der Vollzug ist bis zum 1. August laufenden Jahres bei Vermeidung von 2 Thalern Ordnungsstrafe und unter Bezeichnung der Rottenmeister und Unterrottenmeister, der Spritzenmeister und der Stellvertreter derselben anher nachzuweisen. Dabei ist ferner anzugeben, welche Anordnung und Einteilung bezüglich des Fahrens der Löschmaschine und der Absendung der Feuerboten und Reiter getroffen ist.

 

Daraufhin erstellte die Gemeinde und Feuerwehrverwaltung Wiesent am 24. August 1874 das geforderte Rottenverzeichnis der Pflichtfeuerwehr. In diesem Verzeichnis wird als Vorstand Bürgermeister Fichtl und als Kommandant Gastwirt Josef Zimmermann genannt. Neben dem Verwaltungsrat, den Spritzenfahrern, den Feuerreitern und den Signalisten, waren die genannten Mitglieder in fünf Feuerrotten eingeteilt. Insgesamt wurden in diesem Rottenverzeichnis 116 Personen aufgelistet. Anzumerken ist noch, daß Wiesent in den Jahren 1894 – 1899 laut Archiv bereits 1035 Einwohner hatte.

Da in dem genannten Verzeichnis auch Spritzenmeister und Spritzenfahrer eingeteilt wurden, kann man davon ausgehen, daß es schon zu dieser Zeit eine pferdegezogene Feuerspritze gegeben hat.

 

Am 20. Juni 1875 sind in Wiesent 4 Häuser mit Ökonomiegebäuden abgebrannt. Der Brand war um 09:30 Uhr ausgebrochen und breitete sich wegen des heftigen Windes schnell aus. Der Bürgermeister versäumte es, gemäß der distriktpolizeilichen Vorschriften über die Feuerlöschordnung, den Brand beim Bezirksamt anzuzeigen. In einem Schreiben vom 22. August 1875 wird der Bürgermeister aufgefordert sich innerhalt 48 Stunden dafür zu verantworten, „disziplinäre Einschränkungen gegen den Bürgermeister wird sich vorbehalten.“

 

 

Am 30. Januar 1876 wurde schließlich erfolgreich die Freiwillige Feuerwehr Wiesent gegründet. Bei der Gründungsversammlung wurden 54 Personen in das Mitgliederverzeichnis eingetragen. Der Gründungs-Verwaltungsrat setzte sich aus folgenden Personen zusammen:

 

 
Erster Vorstand   Karl Seitz, fürstlicher Rentbeamter
Zweiter Vorstand   Josef Schellerer, Gastwirt
Hauptmann   Franz Xaver Alteneder, Kaufmann
Adjutant   Markus Kehrer, Holzhändler
Schriftführer   Josef Zimmermann, Gastwirt
Kassier   Jordan Fuchs, Lederer
 

 

Im Jahre 1876 sind noch einige Anschaffungen gemacht worden, davon zeugen in diesem Jahr ausgestellte Quittungen, die nachfolgend wörtlich wiedergegeben werden:

 

 

Rechnung

Für Abgabe von Tuch an das verehrlichte Feuerwehr Corps in Wiesent 90 Ellen dunkelgraues Tuch a 2 Gulden 24 Pf

f 216.- 370 Mark 29 Pf

Obigen Betrag von dreihundert siebenzig Mark, zwanzig neun Penning, dankbar erhalten zu haben

bescheinigt

Woerth, den 26. Februar 1876 Gottlob Bauer, Tuchmacher

die richtige Lieferung attestiert

Vorstand Hauptmann Alteneder

 

 

 

Quittung über 49 M 60 Pf

Vierzig neun Mark sechzig Pfenning, welchen Betrag ich unterzeichnete für Arbeitslohn von 16 Stück Feuerwehrplusen an die Frewillige Feuerwehr Wiesent per Stück 3 Mark 10 Pf von der Lokalmalzaufschlagskasse Wiesent erhalten hat, was hiermit bescheinigt

Wiesent den 10. Maerz 1876

Joseph Schmid, Schneidermeister

Obige Arbeitismus richtig geliefert wird hiermit beglaubigt

F. X. Alteneder, Feuerwehrhauptmann

 

 

 

Quittung über 84 Mark 34 Pf

mit Worten vier u. achtzig Mark vier u. dreißig Pfenning, welchen Betrag das unterzeichnete Depot für 41 an die Freiwillige Feuerwehr Wiesent abgegebene Feuerwehrkappen nach 1 Gulden 12 Pf pro Stück, von der Lokalmalzaufschlagskasse Wiesent erhalten hat, was hiermit bescheinigt

Wörth, den 17den April 1876

das Depot der freiwilligen Feuerwehr Woerth Laubeneder

Die richtige Liferung bestätigen Alteneder, Hauptmann

 

 

 

Schein

Der Unterzeichnete hat die Feuerspritze zerlegt und ausgebutzt und an den 6 Feuerleitern den Namen Wiesent angeschrieben und bringt hierfür in Anrechnung

3 Mark

Vorstehende drey Mark von der Gemeindeverwaltung Wiesent richtig erhalten zu haben bescheinigt

Wiesent den 29. Juni 1876

Kaspar Steger, Schreiner

Schellerer, Bürgermeister

 

 

 

Certificat

Das zu Gunsten der Gemeinde Wiesent vom königlichen Bezirksamt Regensburg aus der Distriktkasse ein Zuschuß von 200 Mark zweihundert Mark zur neuen Löschmaschine bewilligt und bezahlt bestätigt

Wiesent am 11. September 1876

Fuchs, Kassier

 

 

 Am 29. April 1879 wird die Freiwillige Feuerwehr Wiesent zur Ausschußsitzung des Bezirksfeuerwehrverbandes eingeladen, die am 05. Mai in Geisling stattfinden wird.

In dem Gemeindebeschluß vom 14. November 1881 wurden die Vergütungen für den Spritzenfahrdienst festgesetzt, da sich die vom Distriktsrat Wörth für den Transport der Löschmaschine an den Brandplatz als nicht ausreichend heraustellte. Für die Gespannleistungen wurden folgende Vergütungen aus der Gemeindekasse zugesichert:

1.) nach Wörth, Kruckenberg, Oberachtdorf, Ettersdorf und Waffenschmiede 2 Mark

2.) in die Ortschaften der Gemeinden Dietersweg, Bach, Frengkofen und Hofdorf 6 Mark

3.) in jene der Gemeinden Zinzendorf, Pillnach, Niederachdorf, Pondorf bis Kirchroth, dann Frauenzell, Brennberg und Demling 9 Mark

4.) in alle Ortschaften rechts der Donau abwärts von Friesheim bis Irling 10 Mark

5.) für größere Entfernungen 12 Mark

Dieser Beschluß wird am 24. Januar 1886 dahingehend ergänzt, daß wegen besonderen Übereinkommens die erforderlichen Pferdegespanne regelmäßig von dem Gastwirt Josef Schellerer und von dem Bauern Georg Frieß aus Wiesent abgestellt werden.

 

Im Januar 1882 findet wegen der Abrechnung der Fahrtkosten bei Bränden mit der Distriktskasse ein Schriftwechsel zwischen der Gemeinde Wiesent und dem Bezirksamt statt. Nachfolgend ist der Briefumschlag und ein Auszug dieses Schreibens abgebildet.

 

Briefumschlag des Schreibens an die Distriktskasse  Brief bezüglich der Abrechnung von Fahrtkosten bei Bränden

 

 

Am 19. November 1885 wird dem Vollzug der distriktpolizeilichen Feuerlöschordnung vom 31. Oktober 1884 nachgegangen und es soll eine Liste mit den Mitgliedern der Pflicht- und der Freiwilligen Feuerwehr an das Bezirksamt geschickt werden. Da aber die Armbinden, die die Pflichtfeuerwehr kennezeichnen sollen, noch nicht vorhanden sind, bittet der Bürgermeister „gehorsamst“ um eine Terminverlängerung des Vollzuges.

Vollzug der distriktpolizeilichen Feuerlöschordnung

 

Am 10. April 1886 erhält Bürgermeister Schellerer vom Bezirksamt eine Abmahnung, daß „wenn die Anordnungen nicht binnen 3 Tagen vollzogen sind, eine Ordnungsstrafe von 3 Mark gefällt“.

Daraufhin antwortet die Gemeindeverwaltung am 17. April 1886, daß die Grundlisten der Pflicht- und der Freiwilligenfeuerwehren nebst dem Verzeichnis der vom Feuerwehrdienst Befreiten beiliegen, die angeordneten Armbinden schon bei der Firma Magirus in Ulm bestellt, aber noch nicht eingetroffen sind, die „Jungeschen Übungsbücher“ ebenfalls bereits bestellt wurden und als „Lärmzeichen“ nach Ausbruch eines Brandes folgendes bestimmt wurde:

1. Bei einem im Gemeindebezirke ausgebrochenen Brande läutet der Messner mit allen Turmglocken, bei einem solchen außerhalb des Gemeindebezirkes bloß mit einer Glocke.

2. Die beiden Signalbläser der Freiwilligen Feuerwehr geben das bekannte Zeichen mit dem Signalhorn.

Am 20. April 1886 wird wiederum vom Bezirksamt das von der Gemeindeverwaltung eingesandte Schreiben in einigen Punkten beanstandet, z. B. soll in der Mitgliederliste ergänzt werden, welcher Zug derjenige der Spritzenmänner und welcher Zug derjenige für die Ordnungsmänner ist und wie der Transport und Turnus für die Bespannung der Löschmaschine geregelt ist. Im Antwortschreiben der Gemeinde vom 10. Mai 1886 ist als interessantester Punkt folgendes zu nennen:

Die Löschmaschine wird in jedem Falle durch das Gespann des Gastwirtes Josef Schellerer, der Mannschaftswagen aber im Notwendigkeitsfalle stets durch das des Bauern Georg Frieß an den Brandplatz gebracht; bei allenhalsigen Verhinderungen der Genannten würden andere Gespannbesitzer für den Transport der Spritze und des Mannschaftswagens sorgen.

Der Feuerreiterdienst ist dauernd den bezeichneten Perosnen, nämlich Johann Ertl und Anton Holzacker übertragen. Sollten diese persönlich verhindert sein, dann wäre der Dienst durch deren Söhne bzw. Knechte zu besorgen.

 

Am 15. Februar 1888 wird ein neues Verzeichnis der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Wiesent angelegt, das nachträglich ausgebessert wurde.

 

Das Kommando der Freiwilligen Feuerwehr schreibt am 05. Oktober 1891 an die Gemeindeverwaltung, daß bei der stattgefundenen Inspektion die Saug- und Druckspritze dringend repariert werden muß und dies baldmöglichst vorzunehmen ist.

Am 07. November 1891 schreibt die Feuerwehr abermals an die Gemeindeverwaltung, daraus folgender Auszug:

Fahren des Beiwagens bei Ausbruch eines Brandes

 

Ebenfalls noch im November 1891 fand ein Schriftwechsel zwischen der Gendarmerie Wörth, dem Kgl. Bezirksamt und dem Bürgermeister von Wiesent statt. Ein Gendarm meldete dem Bezirksamt einen Wiesenter Bürger, der für eine Übung der Pflichtfeuerwehr entschuldigt war, aber in der Zeit der Übung sich „in den Wirtshäusern befand und zechte“, wie es ein mit ihm in Feindschaft lebender Mitbürger der Gendarmerie anzeigte. Der Bürger, der bei noch keiner Übung fehlte, hatte einen wichtigen Geschäftsgang zu erledigen, von dem er früher als erwartet wieder heimkehrte und dann ins Wirtshaus ging. Das Bezirksamt schreibt an den Bürgermeister, daß der Geschäftsgang genauso gut an einem anderen Tag zu erledigen gewesen sei. Daraufhin erklärte der Bürgermeister, der Betroffene sei 52 Jahre alt, hat zwei Feldzüge mitgemacht und außerdem 7 Kinder zu versorgen, „weshalb die Werktage zur Arbeit und die Sonntage (da fand die Übung statt) für die erforderlichen Geschäftsgänge zu verwenden seien“. Das Bezirksamt antwortete, daß die vorgebrachte Rechtfertigung als nicht genügend erachtet werden kann. Aber nachdem der Betroffene über 50 Jahre alt ist, kann er der Mannschaft zugeteilt werden, für die im Jahr nur zwei Übungen vorgeschrieben sind, nicht vier Übungen wie für andere Mannschaften.

 

Ab dem Jahre 1891 liegt ein fast vollständiges Protokollbuch vor, aus dem nur die interessantesten Einträge nachfolgend auszugsweise dargestellt werden.

 

 Am 30. August 1891 wurden 26 Diplome für 15jährige Dienstzeit verliehen.

 

Im Dezember 1891 fragte die FF Wiesent beim Bezirksamt wegen der Genehmigung einer Christbaumverlosung an und listete die Anzahl der Lose und Kosten auf. Das Bezirksamt antwortete darauf, daß abzüglich der anfallenden Gebühren der höchstmögliche Gewinn so gering sei, nämlich 16,80 Mark, daß es nicht angemessen sei, die hohe Kreisstelle zu belästigen.

 

Am 21. Februar 1892 fand die Generalversammlung statt, wo eine neue Feuerwehrverwaltung gewählt wurde. Gewählt wurden als Vorstand Josef Schellerer, Gastwirt, und als Hauptmann Markus Kehrer, Holzhändler. Des weiteren wurden die Reparatur der Wagenlaterne und die Herstellung einer guten Anstelleiter beschlossen.

 

Am 19. Oktober 1892 wurde nach vorausgegangener Übung eine Versammlung anberaumt. Vor Beginn derselben wurde an vier Mitglieder das Ehrenzeichen für 15jährige Dienstzeit „unter geeigneter Ansprache von Seiten des Adjutanten Allmeier verteilt und ein Hoch auf den hohen Protektor der Freiwilligen Feuerwehren Seiner Kgl. Hoheit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern“ dargebracht. Danach wurden verschiedene Vereinsangelegenheiten besprochen, unter Anderem wurde beschlossen, zwei Mitgliedern, die dreimal unentschuldigt bei Übungen gefehlt hatten, eine schriftliche Verwarnung zuzustellen. Zum Schluß bedankte sich der ehemalige Kommandant Franz Xaver Alteneder im Namen der Ehrenzeichenempfänger und schloß mit einem „Gut Heil“ auf das Blühen und Gedeihen der Freiwilligen Feuerwehr Wiesent.

 

Am 27. Februar 1893 fand eine Versammlung statt, zu der von den 45 Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr 32 erschienen. Neben den Berichten des Kassiers und Schriftführer Herrn Bößl wurden Mängel bezüglich der Schläuche vorgebracht. Die Schläuche sollen nur bei vollständiger Trockenheit im „Feuerhaus“ untergebracht werden.

 

Am 22. Mai 1893 fand die Generalversammlung dieses Jahres statt. Seit der letzten Versammlung war die FF Wiesent bei drei Brandunglücken beteiligt. Für den Besuch des XIV. deutschen Feuerwehrtages in München wurden drei Vertreter der Wiesenter Wehr bestimmt; diese erhielten für diese „Dienstreise“ 18 Mark aus der Vereinskasse.

 

Am 18. Februar 1894 fand eine Versammlung statt, bei der Adjutant Allmeier zum Hauptmann gewählt wurde. Interessant ist noch, daß als Bedingung für die Aufnahme von zwei jungen Männern bei der Freiwilligen Feuerwehr die Anschaffung eines Waffenrockes und die Zahlung von 2 Mark Eintrittsgeld festgelegt wurde.

 

Nach der 1. Quartalsübung fand am 15. April 1894 eine Versammlung im Vereinslokal statt. Dabei wurden 3 Mitglieder wegen ihres hohen Alters als Aktive Mitglieder verabschiedet und dafür 3 neue Mitglieder aufgenommen. Außerdem wurde als Tag für die Fahnenweihe der 15. Juli bestimmt und beschlossen, dazu 12 Freiwillige Feuerwehren einzuladen.

 

Circular zur 1. Quartalsübung

 

 

1. Qu. Übung

Circular

Die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr

Wiesent werden hiermit aufgefordert sich zu der

am  Sonntag, den 15. April 1894

mittags 12 Uhr

stattfindenden Übung einzufinden.

Vollzähliges Erscheinen wird erwartet

Anzug:  Dienstrock und Helm

 

                              Wiesent am 31. März 1894

                                                        Das                          Der

                                                   Commando:              Schriftführer

                                                      Allmeier                      Bößl

 

NB!  Zugleich wird bemerkt, daß die

       rückständigen Vereins- und

       Fahnenbeiträge, sowie die Sterbe-

       beiträge für Januar u. Februar

       erhoben werden.

 

 

Am 13. Januar fand die Generalversammlung des Jahres 1895 statt, hierbei wurde der bestehende Verwaltungsrat der Feuerwehr wiedergewählt.

 

In den nachfolgenden Jahren fand jeweils eine Generalversammlung statt, bei denen es außer einer Wiederwahl des Verwaltungsrats keine nennenswerten Vorkommnisse gab. Erst wieder am 20. Januar 1901 gab es bei der Generalversammlung einen Wechsel in der Vorstandschaft. Es wurde Markus Kehrer als Hauptmann gewählt. Da in diesem Jahr die Wehr ihr 25. Gründungsjahr erreichte, wurde beschlossen eine kleine Feier abzuhalten. Dazu sollte jedes Mitglied wegen des schlechten Kassenstandes einen freiwilligen Beitrag leisten.

 

Am 28. Januar 1902 fand im Vereinslokal Schellerer ein Festball statt, bei dem an 13 Mitglieder das Ehrenzeichen für 25jährige Dienstzeit übereicht wurde.

 

Bei der Generalversammlung am 12. Januar 1908 wurde als neuer Hauptmann Theodor Schellerer, Gastwirt, gewählt. Außerdem wurde beschlossen, daß alle Mitglieder, welche das 55. Lebensjahr vollendet haben, nicht mehr zum aktiven Dienst zugelassen werden können.

 

Nach der am 16. Mai 1909 stattgefundenen Übung wurde eine Versammlung abgehalten. Bei dieser wurde beschlossen, daß beim Ableben eines jeden Mitglieds, ob aktiv oder passiv, eine hl. Messe, die Musik und ein Kranz aus der Kasse bezahlt werden. Bei der Beerdigung bekommt jeder Teilnehmer der Feuerwehr 1 Liter Bier und 2 Brote bezahlt, außer es wird von den Hinterbliebenen Zahlung geleistet. Außerdem wurde beschlossen, daß ein Mitglied, welches dreimal unentschuldigt von einer Übung wegbleibt, aus dem Verein ausgeschlossen wird.

 

Am 6. März wurde die Generalversammlung des Jahres 1910 anberaumt und die Mitglieder durch Einsagen von Haus zu Haus eingeladen. Als Erstes wurde per Akklamation eine neue Vorstandschaft gewählt, wobei Theodor Schellerer als Hauptmann in seinem Amt bestätigt wurde. Da die Vereinsfahne reperaturbedürftig war, wurde beschlossen, die Fahne wegen Feststellung der Kosten der Reparatur an die Firma Deplatz in Regensburg zu senden, und daß der Vereinsbeitrag bis zur Abbezahlung der Reparaturkosten von 50 Pf auf 2 Mark im Jahr angehoben wird. Als letztes wurde noch der Antrag gestellt, daß die Pflichtfeuerwehr auch wieder an den Übungen der Freiwilligen Feuerwehr teilnehmen soll.

 

Am 31. Juli 1910 wurde bei einer Versammlung Stephan Kasecker als neuer Hauptmann gewählt. Da die bisherige Vereinsfahne in einem so schlechten Zustande war, so daß die Reparaturkosten schon sehr hoch kommen würden, wurde die Anschaffung einer neuen Fahne beschlossen und die Vorstandschaft ermächtigt, mit H. Deplatz, Kunststickerei in Regensburg, die weiteren Verhandlungen anzubahnen. Schließlich wurde noch dem Spengler Anton Dürschl das Ehrenzeichen für 25jährige Dienstzeit verliehen.

Über die Weihe der neuen Fahne ist leider kein Bericht erhalten, es muß daher angenommen werden, daß dieses Fest in kleinem Rahmen stattgefunden hat.

 

Zur Versammlung vom 22. März 1911 wurde vom Schriftführer Herrn Karl Bößl unter anderem folgendes notiert: „Zur Feier des 90jährigen Geburtstages und 25jährigen Regierungsjubiläum des hohen Protektors der Freiwilligen Feuerwehren Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten Luitpold, wurde zur zahlreichen Beteilung am Festgottesdienste geladen.“

 

Für die nachfolgenden Jahre sind leider keine Aufzeichnungen vorhanden, was auch an des Kriegsjahren liegen dürfte. Erst am 17. März 1918 wird wieder eine Generalversammlung protokolliert. Bei dieser Versammlung wurde Karl Gach als Kommandant gewählt und beschlossen, daß die Adjutantenstelle der bisherige Kommandant Schellerer bis zum Ende des Krieges (1. Weltkrieg) beibehält.

 

Im Jahre 1923 wurden am 10. Juni 1923 bei der Versammlung Ehrenzeichen für 40- und 25jährige Dienstzeit verliehen und der Mitgliedsbeitrag auf 200 Mark (Inflation!) festgelegt.

 

Nach der Frühjahrsübung am 11. Mai 1924 wurde bei der danach einberufenen Versammlung bekannt gegeben daß in Wörth die 52. Bezirksfeuerwehrversammlung stattfinden wird und die hiesige Feuerwehr von Wiesent dort zur Hauptübung mit der Spritze und Mannschaft zu erscheinen hat.

 

Am 01. Januar 1925 fand um 15:00 Uhr eine Generalversammlung statt. Es wurde hauptsächlich über die Abhaltung einer Christbaumfeier beraten. Da man sich auch nach längerer Ausprache nicht einigen konnte, welche der zwei damaligen Musikkapellen in Wiesent bei der Christbaumfeier spielen soll, wurde eine Wahl per Stimmzettel vorgenommen. Die Wahl ergab mit 23 zu 19 Stimmen, daß die „neue Kapelle“ spielen wird.

 

Nach der am 27. September 1925 stattgefundenen Hauptübung fand im Vereinslokal eine Versammlung statt. Nachdem vom Schriftführer Drechsler die Statuten über die neue Sterbekasse vorgelesen wurde, konnten sich die Mitglieder vorerst nicht bereit erklären von der alten Sterbekasse der neuen beizutreten. Die Sterbekasse, in die schon Jahre von den Mitgliedern eingezahlt wurde, diente vor allem der finanziellen Unterstützung der Hinterbliebenen von verstorbenen Kameraden. So ist in diesen Jahren ein Eintrag „Frau Lehrer Bößl als Unterstützung“ (hierbei dürfte es sich um die Frau des langjährigen Schriftführers und Kassiers Karl Bößl, Lehrer a. D. und Ehrenbürger von Wiesent gehandelt haben) zu finden. Weiterhin wurden bei dieser Versammlung nachstehende Vertrauensleute zum Schutze für elektrische Leitungen bei Bränden gewählt: 1. Frieß Peter, Ökonom; 2. Kehrer Wolfgang, Sägewerksbesitzer; 3. Drechsler Karl, Schreinermeister; 4. Gold Jakob, Ökonom.

 

Als neuer Kommandant wurde bei der Versammlung am 21. November 1926 Leonhard Geismann gewählt. Außerdem wurde beschlossen, an die Gemeinde Wiesent einen Antrag zur Rückerstattung der Kosten für die Beschaffung von neuen Feuerwehrhelmen zu stellen.

 

Bei den Versammlungen mit vorausgegangenen Übungen am 24. April 1927, 14. Mai 1928 und 13. Oktober 1929 gab es keine nennenswerten Vorkommnisse oder Beschlüße. Hingegen wurde bei der Versammlung am 27. April 1930 nach dem Kassenbericht unter Punkt Sonstiges der Termin der Feuerschutzwoche bekanntgegeben, dem Ankauf einer Motorspritze zugestimmt und der Anschaffung eines Sanitätskastens zugestimmt.

 

Bei der Versammlung am 30. November 1930 wurde nach dem Bericht des Schriftführers und Kassiers, dem Kameraden Georg Bemmerl ein Ehrenabzeichen für 50jährige Dienstzeit übergegen. Es wurde noch beschlossen, daß in Zukunft alle Veranstaltungen durch ein Inserat in der Wörther Donaupost veröffentlicht werden.

Protokoll der Jahresversammlung 1927

 

Im Jahre 1933 wurde ein neues Protokollbuch angefangen, welches noch vollständig erhalten ist. Seit diesem Zeitpunkt sind jährliche Einträge über die Versammlungen und Geschehnisse der Freiwilligen Feuerwehr Wiesent vorhanden, nur in den Jahren des 2. Weltkriegs sind keine Einträge vorhanden.

Als Erstes wird in diesem Protokollbuch von einem Feuerschutztag am 07. Mai 1933 berichtet. Nach dem Kirchenzug und Festzug, zu denen auch die Wehren aus Kruckenberg und Dietersweg und die Ortsvereine teilnahmen, fand um 13:00 Uhr eine Feuerwehrübung statt. Danach fand im Schellerersaal eine Versammlung statt, bei der Vorstand und Bürgermeister Rösch einen längeren Vortrag über Feuerschutz und Brandverhütung hielten. Nachdem die Versammlung geschlossen wurde, wurde zum unterhaltsamen Teil des Tages übergegangen, wozu die Musikapelle ihr Nötiges beitrug. Ebenso hatten sich inzwischen die Bürger von Wiesent eingefunden und an der Feier regen Abteil genommen.

 

Am 20. Januar 1934 fand am Abend um 20:00 Uhr die Generalversammlung statt, bei der Bürgermeister Schweiger als Vorstand gewählt wurde.

 

Bei der Generalversammlung am 05. März 1935, wurde Bürgermeister Kehrer als neuer Vorstand und Herr Schwarz als Schriftführer gewählt. Weiterhin wurde beschlossen, daß zur Frühjahrsübung auch die Pflichtfeuerwehr hinzugezogen wird und noch in diesem Jahr das 60jährige Gründungsfest abgehalten wird. Im gleichen Jahr fanden noch am 17. Oktober und am 26. Dezember jeweils eine Versammlung statt. Bei der Versammlung im Oktober stand hauptsächlich der Kassenbericht und der Abschluss des Gründungsfestes im Mittelpunkt. Im Oktober wurde Johann Rösch jun. das Amt des Kommandanten übertragen. Erwähnenswert ist noch die Anregung eines Kameraden, daß bei der nächsten Übung den Kameraden die Bedeutung der Signale unterbreitet wird und alle Kameraden mit der Handhabung der Motorspritze vertraut gemacht werden sollen. Zum Schluß richtete Vorstand Kehrer noch „kernige Worte an die anwesenden Kameraden, mitzuhelfen an dem Werke was unsere Väter und Großväter ins Leben gerufen haben, damit die Freiwillige Feuerwehr Wiesent wieder in Ansehen und Achtung gelange“.

 

Zu der Generalversammlung am 15. November 1936 waren 40 Mitglieder erschienen, nach dem Verlesen des Protokolls der letzten Sitzung und des Kassenberichts, stand die Beförderung der Motorspritze als nächstes auf der Tagesordnung. Zur Beförderung der Motorspritze wurden verschiedene Anregungen gemacht, man kam aber zu keinem richtigen Ergebnis. Hierauf wurde es einem Auschuss übertragen, die Sache in die Hand zu nehmen. Wegen der schlechten Beteiligung an den Übungen wurde beschlossen, daß die jährlichen Übungen auf 6 Stück festgesetzt werden. Jedes Mitglied hat die Pflicht, von diesen 6 Übungen mindestens an 3 teilzunehmen. Erfüllt ein Mitglied diese Pflicht nicht, wird es von der Wehr ausgeschlossen und der Pflichtfeuerwehr eingegliedert.

 

Bei der Generalversammlung am 09. Januar 1938 gab „Wehrführer“ Rösch unter anderem bekannt, daß in diesem Jahr eine Inspektion stattfinden wird und die Wehr mit eineinhalb Löschzügen mit 63 Kameraden (!) antreten soll. Nachdem die Uniformierung zur Sprache gekommen ist, erklärte Bürgermeister Rösch, daß jedes Jahr im Gemeindeetat ein bestimmter Betrag dafür vorgesehen ist. Es fand noch am 26. Dezember eine Versammlung statt, bei der unter anderem zum ersten Mal die Anschaffung eines Feuerwehrautos zur Sprache kam.

 

Im Jahre 1939 fand anscheinend keine Versammlung statt, dafür aber gleich am 28. Januar 1940. Neben dem Kassenbericht wurden noch einige Rundschreiben bekannt gegeben und die Uniformierung zur Sprache gebracht, welche aber bis nach dem Kriege zurückgestellt wurde. Dies war der letzt Eintrag in das Protokolluch bis zum Ende des Krieges. Im Kassenbuch sind in den Jahren 1939 bis 1945 hauptsächlich Ausgaben für Beerdigungen und als Einnahmen der Mitgliederbeitrag vermerkt.

 

Als ersten Eintrag in das Protokollbuch nach dem Krieg, schreibt Schriftführer Johann Wiedemann: „Nach langer Unterbrechung durch die vergangenen Verhältnisse, trat die Freiwillige Feuerwehr Wiesent am 05. Mai 1946 um 12:00 Uhr ordnungsgemäß zur Übung an. Anschließend fand im Vereinslokal Schellerer um 15:00 Uhr eine Generalversammlung statt.“ Bei den Wahlen wurden als Vorstand Bürgermeister Deml und als Kommandant Josef Laumer gewählt. Nach der Wahl richtete Vorstand Deml einige herzliche Worte an die Kameraden, um eine tatkräftige und einsatzfähige Feuerwehr in Wiesent wieder aufzubauen und auch wie früher jederzeit an der Brandstätte zu sein.